Hochinteressanter Salonabend mit Frau Siemtje Möller

Ein Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Hoya, eine publikumsnahe Referentin mit interessantem Vortrag, ein gut besuchter Salonabend. Eine gelungene Veranstaltung für alle Gäste, Beteiligten und Organisatoren.

Die Eintragung in das Goldene Buch konnte erst kurzfristig eingeplant werden und lief somit vor dem eigentlichen Programm. Etliche Besucher waren überrascht und die Teilnehmer des Livestreams konnten diesen Teil nicht sehen. In der Aufzeichnung ist diese besondere Würdigung der Stadt gegenüber der Politikerin jedoch zu sehen.

Nach einführenden Worten des Moderators Dr. Sven Dubbert begann Frau Möller als Norddeutsche in einer norddeutschen Kleinstadt ihren Vortrag mit einem klassischen »Moin«. Natürlich kam dies zur Einführung gut an, wesentlicher jedoch waren die interessanten Informationen, die folgen sollten. Zunächst gab Frau Möller eine kurze Übersicht über die historische Situation und Änderungen von Bedrohungslagen. Die derzeit größte Gefahr gehe nicht vom Terrorismus aus, sondern vom Krieg in Europa und dem imperialistischen Angriffskrieg Russlands. Deutschland sei nicht Kriegspartei, aber doch maßgeblich betroffen und für jeden von uns spürbar. In diesem Krieg ginge es um die Freiheit eines souveränen Staates in Europa und damit auch um uns.

Sie blickte zurück auf die Zeiten des Kalten Krieges mit einem funktionierenden Verteidigungsbündnis und der Einbettung in die NATO. Mit der Entspannung veränderte sich die Bedrohungslage und es bestand scheinbar keine Notwendigkeit mehr, im gewohnten Maße über Verteidigung nachzudenken. »Wandel durch Handel« stand im Vordergrund. Diese bis vor kurzer Zeit geltenden Prinzipien habe Russland gebrochen. Mit dem erbarmungslosen Versuch Russlands, das Recht des Stärkeren durchzusetzen und im Rahmen der intensiven Bemühungen, eine neue Weltordnung durchzusetzen, sei das Ende der »Friedensdividende« eingetreten. Stattdessen gäbe es nun in Deutschland drei Maximen: Erstens die Fähigkeit zur Verteidigung, zweitens die Fähigkeit zur Bündnisverteidigung und drittens eine Außen- und Sicherheitspolitik nach Werten durchzusetzen.

Die Bundeswehr, so Möller, müsse »einsatz- und kaltstartfähig« sein, sodass sie ohne größere Vorlaufzeiten handeln könne. Das sei zurzeit eingeschränkt, denn in der Zeit der Friedensdividende seien Fähigkeitslücken entstanden. »Wir brauchen ausreichend Panzer, die rollen, ausreichend Flugzeuge, die fliegen und ausreichend Schiffe, die in See stechen können«.

Mehrfach verwies die Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin auf eine »gesamtgesellschaftliche Resilienzfähigkeit« der Gesellschaft, die ein geschärftes Bewusstsein für Gefährdungslagen, eigene Handlungsmöglichkeiten und Widerstandsfähigkeit bedeuteten, sowohl im Hinblick auf die eigene Versorgung als auch kritischer Distanz gegenüber Desinformationsstrategien.

Die Aussage Frau Möllers, sie sei keine Pazifistin, »weil es möglicherweise zu unserem Leben zu gehören scheint, dass Menschen manche Konflikte nur mit Waffen lösen zu können, glauben«, erstaunte einige im Publikum. Und weiter: »Wir können nicht alle Bedrohungen mit Diplomatie beherrschen.« Diplomatie und militärische Stärke müssten daher zusammen betrachtet werden, sie seien kein Widerspruch. Man spricht dann von einer »robusten Diplomatie«. Angesprochen auf den »Friedenskanzler« Willy Brandt wies sie darauf hin, dass in dessen Zeiten die Rüstungsausgaben in Deutschland mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandproduktes betragen haben. »Davon sind wir heute weit entfernt«. Sie zitierte auch eine Anekdote, dass Willy Brand zwar nach Moskau zu Verhandlungen gefahren sei, aber dabei immer, in Anspielung auf den hohen Rüstungsstand, auf einem Korb voller Waffen gesessen habe.

Auch auf die aktuelle Situation in der Ukraine, auf ein mögliches Ende des Krieges und die direkten Gefahren für Deutschland wurde sie angesprochen. Dazu seien viele Szenarien denkbar, aber sie könne dazu unmöglich eine Aussage treffen. Man wisse nicht, was sich Putin noch ausdenke. Er sei der einzige, der zum jetzigen Zeitpunkt den Krieg beenden könne. Einen Konflikt auf deutschem Boden könne sie sich zurzeit nicht vorstellen, dazu sei die NATO zu stark.

Für die Loge und die Gäste war dies eine weitere interessante öffentliche Veranstaltung in der Reihe der “Salonabende”. Viele Besucher blieben nach der Vortragsveranstaltung noch lange und führten mit anderen Gästen und den Gastgebern ausführliche Gespräche.

Aufzeichnung des Salonabends steht zur Verfügung

Wie gewohnt steht eine Aufzeichnung des Salonabends zur Verfügung. Vorangestellt wurde inzwischen auch die Aufzeichnung der Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Hoya. Für die Aufzeichnung müssen Sie sich lediglich anmelden, nach wenigen Minuten steht der Stream zur Verfügung.

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